Mai 2022

Autofreie Innenstadt Mannheim

Mannheim (und z.B. auch Heidelberg) gehören 100 Städten, die von der Europäischen Union Ende April als Modellstädte für die EU-Mission „100 klimaneutrale und smarte Städte“ ausgewählt wurden. Mir ist ein völliges Rätsel, wie ausgerechnet Mannheim (naja, Ludwigshafen wäre noch unvorstellbarer) das schaffen möchte, aber schön. Ich finde das gut. Ambitioniert aber gut. Bisher gibt der Aktionsplan 2030 noch nicht allzu viel her, aber es gibt eine Online-Umfrage. Unter allen Teilnehmenden drei (DREI!!!) „nachhaltige Startersets“ verlost. Darin enthalten ist ein Mehrweg-Kaffee-Becher, ein Baumwoll-Gemüsebeutel sowie ein Bienenwachstuch. Alter, das ist krass, oder? Da werden die über 300.000 Mannheimer aber ganz zackig nachhaltig und grün werden. Wer kann dazu schon „Nein“ sagen?

Aber ich will ja nicht lästern (naja, nicht nur). Mannheim hat ambitionierte Ziele und die unterstütze ich (mache ich tatsächlich: Wer Erstwohnsitz in Mannheim hat und noch nicht beim „Bürgerbegehren für ein Fahrrad- und Fußverkehrsfreundliches Mannheim“ unterschrieben hat, bitte bei mir melden).

Mannheim tut auch tatsächlich etwas. Seit Anfang April läuft ein Modellversuch „Autofreie Innenstadt“. Ein Teilabschnitt der parallel zur Mannheimer Fußgängerzone verlaufenden Straße wurde gesperrt. Ihr wisst ja, Mannheim, Quadratestadt. Die Innenstadt ist in Quadrate aufgeteilt. Die „Planken“ (das ist die Fußgängerzone) erstrecken sich über 7 solcher Quadrate. Ein Straße eines solchen Blocks wurde jetzt für den Durchgangsverkehr gesperrt und liebevoll begrünt (siehe Bild). Das erscheint auf den ersten (und auch auf den zweiten und dritten) Blick total lächerlich und als ob der „Modellversuch“ darauf angelegt ist, zu scheitern. Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht. Es ist – am Eingang in die Quadrate – fett ausgeschildert, dass man hier nicht durchkommt. Schilder lesen ist schwer, und man glaubt ja sowieso nur, was man selbst gesehen hat, also fahren alle möglichen Pappnasen trotzdem rein, kommen nicht weiter, es staut sich. Anwohner beschweren sich über noch mehr Verkehr.

Man kann dem Ganzen aber durchaus etwas positives abgewinnen. Der Modellversuch ist auf ein Jahr angelegt. Vielleicht lernen die Pappnasen innerhalb des Jahres, dass es hier wirklich nicht durchgeht. Vielleicht lernen sie, dass der etwas weitere Weg über den zweispurigen Ring doch etwas schneller geht. Vielleicht gibt es dann tatsächlich etwas weniger Verkehr und vielleicht finden Menschen es angenehm nicht auf eine Autokolonne starren zu müssen und von Abgasen eingenebelt zu werden, setzen sich in die Cafés, bummeln vor den Schaufenster und holen sich nicht nur einen Döner to-go und verschwinden wieder. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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