
Bonifaz
Ich mag Kirchen. Also nicht die Kirche. Die Kirche mag ich nicht. Aber Kirchen, als Gebäude, wenn sie irgendwie fett in eine hübsche Landschaft geprotzt sind, können schon ziemlich beeindruckend sein. Aber Kirchen sind natürlich von der Kirche gebaut und wahrscheinlich waren die Bedingungen beim mittelalterlichen Kirchenbau noch schlechter als beim Stadionbau in Katar. Finde den Vergleich jetzt gar nicht mal so schlecht. Fußball hat ja schon manchmal und bei Manchem religiöse Züge. Und dann noch eine WM an Weihnachten, da wird’s ja gleich doppelt religiös. Aber ich schweife mal wieder ab.
Der Turm oben, über dem diese dunklen Wolken drohen (was hat der Pfarrer falsches gesagt?) gehört zu „Bonifaz“. „Bonifaz“ heißt mit vollem Namen „St.-Bonifatius-Kirche“ und ist quasi bei uns ums Eck, so dass ich den Turm mittlerweile bei allen möglichen spektakulären Himmels- und Lichtbedingungen fotografiert habe, weil ich da nur kurz aus dem Dachfenster schauen muss. So auch heute – „Oh, böse schwarze Wolken über Bonifaz im Licht der untergehenden Sonne“ – rauf auf’s Dach. Knips. Fertig.
Bonifaz ist Kathole. Und Bonifaz wollte Anfang letzten Jahrhunderts so schön werden wie die Christuskirche der Evangelen auf der anderen Neckarseite. Das war zumindest der Anspruch der Katholen. Ist ihnen aber nicht ganz gelungen würde ich sagen. Bonifaz ist schon ganz spektakulär von außen. Innen aber nichts besonderes. Und dank der wenig rücksichtsvollen Mannheimer Stadtplanung nach dem 2. Weltkrieg, liegt Bonifaz direkt an einer 4-spurigen Straße, eingepfercht zwischen 60er-Jahre Bauten.
Da lobe ich mir doch, dass ich vom Dachfenster nur den Turm sehe.

